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Reportage: Deutscher Erfolg im 100. Prix de l'Arc de Triomphe

Das Wunder um Torquator Tasso – Größter Gewinn eines Pferdes der deutschen Geschichte.

Der Name des Pferdes ist eigentlich falsch geschrieben. Es gibt ein „r“ zu viel bei Torquator Tasso. Züchter des Vierbeiners ist ein früher als Metzger tätiger Niederländer namens Paul Vandeberg, ein Nobody der Turf-Szene. Im Sattel saß in Paris mit dem 34-jährigen Rene Piechulek ein Jockey, der zum ersten Mal in diesem Millionen-Rennen gegen die internationale Sattelkünstler-Gilde ritt. Seine sportliche Karriere im heimatlichen Dessau in Sachsen-Anhalt begann der Schüler als Boxer im Papiergewicht mit 32 Kilogramm Körpergewicht.

Zu Beginn der Jockey-Lehre auf der Rennbahn in Leipzig war er oft verletzt und krank, er wechselte den Ausbildungsplatz zum in vielen Sätteln gestählten Trainer Christian von der Recke in Weilerswist im Kreis Euskirchen. Später half Piechulek ein Jahr lang als Kraftfahrer im Unternehmen seines Vaters Jens aus und ritt in der Trainingsarbeit in den USA.Das alles und noch mehr an ungewöhnlichen Details hat den vierjährigen Galopperhengst Torquator Tasso nicht davon abgehalten, am vergangenen Sonntag vor über 60 000 Zuschauern auf der Rennbahn in Paris-Longchamp den 100. Prix de l` Arc de Triomphe zu gewinnen, das bedeutendste Galopprennen der Welt. Der Erfolg gegen die edlen Favoriten- Pferde des Prinzen Karim Aga Khan IV. und von Scheich Mohammed al Maktoum aus Dubai wurde mit 2 857 000 Euro belohnt. Es ist die höchste Summe, die jemals ein Pferd in Deutschland gewonnen hat – und das in weniger als drei Minuten für die 2400 Meter.Es war der dritte Arc-Sieg eines in Deutschland trainierten Pferdes nach dem Außenseiter Star Appeal 1975 und der Stute Danedream vor zehn Jahren. Torquator Tasso gehört dem Gestüt Auenquelle in Rödinghausen in Ostwestfalen. Karl-Dieter Ellerbracke (78) hat es vor über 40 Jahren gegründet. „Unsere Rennfarben für den Jockeydress habe ich damals ganz bewusst ähnlich wie die deutschen Nationalfarben gewählt. Ich wollte immer, das man im Ausland sofort erkennt, wenn ein deutsches Pferd läuft.“ Das haben auch die mehrheitlich geschockten Zuschauer auf der Bahn im Bois de Boulogne schnell festgestellt. Es gab allerdings sehr viel Beifall für den Überraschungssieger aus der mit Frankreich nicht zu vergleichenden Liga des Turfs.

Die Koppeln des Gestüts Auenquelle am Rande des Wiehengebirges liegen im Umfeld der alten Dorfschule, in der Ellerbrackes Schwiegervater Hartmut Franzmeyer als Lehrer tätig war und die ihm auch gehörte. Ellerbracke, der sich gern selbst „Der Mann vom Lande“ nennt, hat sich zeitig den Düsseldorfer Finanz-Kaufmann Peter-Michael Endres (78) als Partner gesichert. Der Präsident des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins hat den Arc-Sieger von 2021 vor drei Jahren auf der Herbst-Auktion in Baden-Baden/Iffezheim für nur 24 000 Euro ersteigert: „Unser damaliger Trainer Jens Hirschberger hat ihn empfohlen. Vor allem, weil er ein Sohn des Hengstes Adlerflug ist, mit dem Hirschberger das Deutsche Derby gewonnen hat.“ Dieser Adlerflug-Sohn hieß damals noch Tijuana Hilleshage, Züchter Vandeberg wählte den Namen der Mutter der aus dem Gestüt Schlenderahn stammenden Stute (Tijuana) sowie den Straßennamen in seinem Wohnort Mechelen. Helga und Peter Endres entschieden allerdings sofort: „Wir taufen ihn um.“ Weil sich Helga Endres damals mit der Lektüre über den italienischen Dichter Torquato Tasso (1544-1599) beschäftigte, wurde dieser Name gewählt und ins Gestüt zur Weiterleitung an den Dachverband nach Köln geschickt. „Irgendwie ist dann ein „r“ zu viel in den Namen geraten. Wir haben es aber dabei gelassen“, erzählt Peter Endres.

Prinzessin Anne überreichte Helga Endres den Ehrenpreis

Es brachte Glück, denn am Tag der Deutschen Einheit 2021 stieg Prinzessin Anne vom Siegerpodest in Paris-Longchamp herab und überreichte Helga Endres den monumentalen Ehrenpreis in Form eines Triumph-Bogens. Die in der Vielseitigkeit Olympia erfahrene und erfolgreiche 71-jährige Tochter der Queen hatte Helga Endres mit ihrem Rollator am Rande des Podestes entdeckt, weil sie nach einem Beinbruch auf die Gehhilfe angewiesen ist. Es wurde eine bewegende Geste am Rande der Siegerehrung für das Team um den völlig sprachlosen Trainer Marcel Weiß, der wenige Wochen nach dem Kauf des Pferdes das Training auf der Bahn am Raffelberg in Mülheim/Ruhr übernommen hatte. Tatsächlich hat der unerwartete Erfolg von Torquator Tasso viele Väter. Dazu zählt auch das Gestüt Erftmühle der Familie Hönning in Bergheim, auf dessen Koppeln der Arc-Sieger einen Teil seiner Jugend genoss. Züchter Vandeberg versuchte es zwei Jahre nach Torquator Tasso noch einmal mit dem Namen Tijuana Hilleshag. Auch das misslang, denn der Auktions-Käufer Holger Renz aus Köln taufte ihn auf den Namen Tünnes, weil er alle seine Rennpferde nach kölschen Begriffen benannt hat. Vandeberg nahm es gelassen: „Diesen Namen kann sich jeder leicht merken.“

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